PATRIC SANDRI

WALKS


Eröffnung   Samstag, 7. November 2015, ab 18 Uhr
Finissage   Freitag, 4. Dezember 2015, 17.00–20.00 Uhr

Öffnungszeiten während der Ausstellung

10. November bis 3. Dezember 2015
Di / Mi / Do    14–18.00 Uhr
oder nach Vereinbarung

 

Patric Sandris Bilder versetzen uns in surreale Welten. Wir sehen Gemälde, die uns an zerklüftete Land­schaften denken lassen, die aus grosser Höhe fotografiert wurden. Auch makroskopische Ausschnitte
von Gesteins-, Erd- oder Wasseroberflächen kommen uns in den Sinn. Sie scheinen auch viel plastischer zu sein, als sie in Wirklichkeit sind. Die Farbigkeit und das Licht wirken irreal, mitunter grell, wie ‹nicht von dieser Welt› und verändern sich mit jedem Blickwinkel.

In diesen wenigen Sätzen ist schon Wichtiges gesagt zur Werkgruppe «Walks», die im Hauptraum aus­gestellt ist: Raum, Licht, Malerei und Landschaft. Verweisen die beiden ersten Aspekte auf konzeptuelle Ansätze, mutet der letzte eher romantisch an. Und tatsächlich war es so, dass sich der Künstler während einer zweiwöchigen Retraite mit Leinwand und Malutensilien in die Natur aufmachte um sie, wie die aller­ersten Pleinair-Maler (Caspar David Friedrich, Caspar Wolf u.a.) wiederzugeben, als hätte er sie zum ersten Mal gesehen: bizarr, schön – aber auch abweisend.
Den Finish erhalten die Gemälde im Atelier. Hier begibt sich der Künstler auf eine zweite, innere Reise, indem er die erlebten Stimmungen reflektiert und rekonstruiert. Farbe wird auf- oder abgetragen. Das Licht trifft als letztes auf die Leinwand. Hell leuchtend, aus flachen Winkeln und von verschiedenen Seiten projiziert resp. sprüht es der Künstler auf die Leinwand. So entsteht nicht nur die irisierende Farbwirkung, sondern auch die verblüffende Plastizität.

Die Gemälde im Kabinett und im Untergeschoss sind Experimente und Versuche Licht, Farbe und Material zu verkörpern. In oben erwähnter Technik beleuchtet der Künstler seine Lein­wände. Oft unter Verwendung der Lichtfarben Rot, Grün und Blau (RGB), die nur von unseren Sehnerven interpretiert, nicht aber physisch wiedergegeben werden können. Der Künstler versteht dies als den Versuch, den Prozess der digitalen Bildgestaltung zu materialisieren. Indem er sich dieses Paradoxes (der Transformation von Licht in Pigmente) bedient, stellt er grundsätzliche Fragen zur unserer Wahrnehmung.

Patric Sandris Bilder enden nicht an den Rändern der Leinwand. Sie beanspruchen Raum in alle Dimensionen. Der Ausstellungstitel «Walks» ist aber keinesfalls eine Aufforderung an die Betrachter_innen. Es sind die Bilder selber, die uns verleiten, uns zu bewegen. Sie immer wieder neu zu sehen und mit ihrem Umfeld in Verbindung zu setzen.

Michael Nitsch, November 2015