«Achill Island», 3. Mai bis 1. Juni 2013
Eröffnung: Freitag, 3. Mai 2013, ab 18 Uhr
Ausstellung: Dienstag, 7. Mai bis Samstag, 1. Juni
Finissage: Samstag, 1. Juni, 15–18 Uhr
Öffnungszeiten während der Ausstellung:
Di / Mi / Fr 14–17.45 Uhr
oder nach Vereinbarung
Die Künstlerin ist am 3. Mai und am 1. Juni anwesend.
Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen.
In der Landschaft stehen
Achill Island, die grösste Insel Irlands, liegt im äussersten Nordwesten Europas. Geprägt von schroffen Küsten und einer spärlichen Vegetation ist sie von karger Schönheit, die immer wieder Künstlerinnen und Schriftsteller angezogen hat.
So auch Heinrich Böll, der die Insel 1954 erstmals bereist hat und der hier seine zweite Heimat gefunden hat. Ein Ort des Rückzugs. Sein Irisches Tagebuch legt Zeugnis ab von der intensiven Auseinandersetzung mit dieser Insel. Sein Cottage wird seit 1992 von der Heinrich Böll Association betreut und ausgewählten Kunstschaffenden für zwei- bis vierwöchige Aufenthalte unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Im März 2012 konnte Myrtha Steiner von diesem Angebot Gebrauch machen, was ihr, als Malerin, die stark auf die Natur bezogen ist, sehr entgegenkam.
Zwei Wochen sind eine kurze Zeit, um solch starke Eindrücke aufzunehmen und auf sie gestalterisch zu reagieren. Hier kommt der Künstlerin zugute, dass die Zeichnung eine wichtige Rolle in ihrer Arbeit einnimmt. Sie begibt sich mit Skizzenbüchern in die Landschaft – steht in ihr – und notiert sich ihre Eindrücke des rauen irischen Frühlings. Später entstehen kleine Zeichnungen, die an fernöstliche Pinselzeichnungen oder Kalligrafien erinnern. Kaum Farbe ist zu sehen. Nur hin und wieder schimmert schon ein Blau oder Gelb. Das ist noch verhalten, aber alles ist schon da.
Wieder zu Hause, sind diese Blätter Ausgangspunkt und Inspiration für eine Bildserie in grösserem Format. Nun drängt die Farbe auf die Leinwand. Suchend am Anfang, dann immer bestimmter. Das Blau schimmert da und dort immer noch hindurch, nun aber viel kräftiger. Es wird wuchtig überlagert von Gelb-, Rot- und Brauntönen, als hätte die Künstlerin den Blick gewendet vom Meer aufs Land, mit seinen Steinen, Gräsern und Flechten.
Und wieder steht Myrtha Steiner in der Landschaft. Der Landschaft der Emotionen, die diese Insel in ihr ausgelöst hat – und gibt der Insel Farben, die so vielleicht noch nie gesehen wurden.
Die Bilder, die entstehen, bilden zusammen mit den Zeichnungen einen abgeschlossenen Werkzyklus, der hier fast vollständig präsentiert werden kann.
Michael Nitsch, April 2013
Die Landschaft zum Freund machen
Heinrich Böll schreibt in seinem Irischen Tagebuch über die Landschaft der Insel Achill vom weisslichen Blau des Himmels, melancholischen Grün der Wiesen und verwitterten Grau der Felsen. Und genau so stellt man sich die irische Landschaft vor: viel Grau, viel Melancholie.
Der Künstlerin Myrtha Steiner gelingt es jedoch, unseren Blick auf diese Landschaft zu ändern. Ihre abstrakten Landschaftsbilder, die nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in Bölls Haus entstanden sind, überraschen durch kräftige Farben. Sattes Gelb, dunkles Blau und kräftiges Violett lassen ahnen, wie viel Kraft von dieser irischen Insel ausgeht. Beim Betrachten hört man beinahe den wilden Atlantik an die rauen Felsen schlagen, sieht den blauen Himmel durch die greifbar nah erscheinenden Wolken brechen und riecht die ewig feuchten Moore.
Myrtha Steiner zeigt mit der Serie Achill Island, 2012 ein weiteres Mal ihre Stärke, nämlich, sich die Landschaft zum Freund zu machen. Dabei geht die Künstlerin immer gleich vor. Sie begibt sich in eine Landschaft, saugt sie auf, hört ihr zu, versucht ihren Rhythmus zu spüren und sich diesem hinzugeben. Sie zeichnet und notiert Eindrücke in ihr Skizzenheft. Erst zu Hause macht sie sich mit Gouache, Acryl und viel Sensibilität an die Leinwände und versucht einzufangen, was sie an Erinnerungen gespeichert hat.
Nuria Furrer
Arbeiten
Malerei auf Leinwand
60 x 60 cm, Gouache und Acryl auf Leinwand, 2012
Malerei auf Papier
21 x 30 cm, Tusche, Farbstift, Bleistift auf Papier, 2012
CV
1962 | Geboren in Steinhausen/Zug Lebt in Zürich |
1984–1989 | Kunstausbildung bei Jan Hubertus in Baden |
1982–1989 | Studium der Kunstgeschichte, Lizentiat/MA an der Universität Zürich |
1985–1986 | Studienaufenthalt an der Akademie für Bildende Künste Brera in Mailand |
1994–1995 | Nachdiplomstudium an der Hochschule für Bildende Kunst in Budapest: Druckgrafische Techniken, v.a. Lithografie |
Einzelausstellungen (Auswahl)
2013 | «Achill Island», «gastspiel», Zürich |
2012 | «Boxfish & Co.», Kabinett Visarte, Zürich |
2011 | «nicht schwarz nicht weiss», Haus Ankenwaage, Zug; «Colomé, Argentinien», John Schmid Galerie, Basel |
2008 | «Unter Wasser», Multiple, Progr, Bern «Grün», Galerie Billing, Baar |
2005 | «Die Farben der Tropen», Galerie Billing, Baar; «Malerei aus Singapur», Haus Metropol, Zürich |
2001/2002 | «ockersandweiss–grünerdegrau», Galerie Billing, Baar (Katalog) |
1997 | «Stein-Kreis», Collegium Budapest |
1996 | Galerie Rövekamp, Zürich |
1995 | «Europawanderung», Galerie BINZ39, Zürich (Katalog) |
1994 | Pro Helvetia, Budapest |
1993 | Galerie Nova, Bratislava |
1992 | Galerie BINZ39, Zürich |
1991 | Galerie Golart, München |
1990 | Schweizerisches Landesmuseum, Zürich |
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2013 | «Swiss, Abstract», Galerie Römerapotheke, Zürich «Anonyme Zeichner », Tiergarten Berlin, Leipzig, Eindoven |
2011 | «IX. Pleinair Werkschau», Koserow, Insel Usedom; «Marzipan Verlag», Museum für Gestaltung, Zürich; «Absatz–Spitze», GSBK Dock, Basel |
2010 | «Colomé – Patagonien», Literaturtage Zofingen; «Kunst aus Zug – die Sammlung», Kunsthaus Zug |
2008 | «Im Sog der Farben», Galerie Rigassi, Bern |
2007 | «Das andere Gesicht», Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich |
2006 | Gruppenausstellung und Zuger Kunstnacht, Galerie Billing, Baar |
2005 | «Illusory Loneliness–Illusory Landscapes», Makan, Pro Helvetia, Kairo |
2001 | «630 cm_ Mail-Art», Kunstmuseum, Ostrava, Tschechien (Katalog) |
1999 | «INTERSALON AJV 99», Kulturhaus Metropol, Budweis,Tschechien (Katalog) «Malerei», Galerie BINZ39, Zürich |
1998 | «Aquarelle», Galerie Wolfsberg, Zürich |
1997 | Druckgrafik Kunstpreis ’97, Südwest LB, Stuttgart (Katalog) |
1996 | Barcsay Terem, Hochschule für Bildende Kunst, Budapest |
1994 | «Ach was», Galerie/Museum Baviera, Zürich; «St. Petersburg 1994», Kunsthalle Manege, St. Petersburg |
1992 | «Zeichnung Dessin Disegno Drawing», Galerie Trudelhaus, Baden |
1987 | «Bremen–Baden», Dangast (D) |
In den Kunstsammlungen des Kantons und der Stadt Zürich, des Kantons und der Stadt Zug, in den Graphischen Sammlungen der Schweizerischen Nationalbibliothek, Bern und des Museums für Gestaltung Zürich, ist Myrtha Steiner mit verschiedenen Werken vertreten.
Myrtha Steiner hat von 1991 bis heute verschiedene Preise und Atelierstipendien zugesprochen bekommen:
Heinrich Böll Cottage, Residency, Achill Island (IE); Artist in Residence, Stiftung Schoenthal, Langenbruck; IX. Pleinair im Museum Otto Niemeyer-Holstein, Insel Usedom (D); Förderbeiträge des Kantons Zug und der STEO Stiftung, Zürich; Atelierstipendium von Matias Spescha, Peyriac de Mer (F); Regierungsstipendium (Schweiz/Ungarn); Artest-Stipendium, Bratislava;
Atelierstipendium der Stiftung BINZ39, Zürich.