DANIELA BELINGA
HELENE SPERANDIO

«Oberwasser», 28. Mai bis 25. Juni 2016

  • «Oberwasser», 2016Fotografie, Fine Art Inkjet PrintUnikat, 58 x 72 cmBeigegeben 1 Box mit Erbsensamen
  • «Oberwasser», 2016Fotografie, Fine Art Inkjet PrintUnikat, 58 x 72 cmBeigegeben 1 Box mit Erbsensamen
  • «Oberwasser», 2016Fotografie, Fine Art Inkjet PrintUnikat, 58 x 72 cmBeigegeben 1 Box mit Erbsensamen
  • «Oberwasser», 2016Video, MP3-File3 Exemplare
  • «o.T.», 2016, Tusche, Pastel, Kohle und Rörel auf Japanpapier, ca. 190 x 250 cm
  • «o.T.», 2016, Tusche, Pastel und Kohle auf Japanpapier, ca. 190 x 250 cm
  • «Oberwasser», 2016, Video: Helene Sperandio, Tusche, Tempera und Kohle auf PapierFlusssteine, Wimpel, Dimensionen variabel
  • «o.T.», 2016, Tusche, Tempera und Kohle auf Papier, Dimensionen variabel
Eröffnung Samstag, 28. Mai 2016, ab 18 Uhr
Finissage Samstag, 25. Juni 2016, ab 18 Uhr

 

Unspektakulär werden wir empfangen, wenn wir das Lokal betreten. In fünf Pflanzenkisten präsentieren sich uns Staudengewächse, ganz so, wie wir sie auf jedem beliebigen Balkon oder Schrebergarten antreffen könnten.

Erbsen sind der Dreh- und Angelpunkt der Werkserie von Helene Sperandio, die sich aus eben diesen
Stauden, Fotografien und Videoarbeiten zusammensetzt. Die Erbsenpflanze als Hommage an
Gregor Mendel, der mit diesen Pflanzen seine, nach ihm benannten Regeln der Vererbung erforschte,
diente der Künstlerin als Grundlage ihrer visuellen Studien.

Es ist ein langsamer Arbeitsprozess, den sie dabei in Gang setzt. Drei verschiedene Sorten legt sie
in Abständen von je einer Woche zuerst in Wasser, einen Tag später dann in die Erde der Töpfe.
Wochenlang betrachtet sie das Wachstum der Pflanzen. Wenn die Zeit reif ist, beginnt die eigentliche
Arbeit. Aus dem Untersetzer eines Topfes entnimmt sie eine kleine Menge Wasser, das sich dort
angesammelt hat. Es hat sich angereichert mit Mineralien, Spurenelementen, Algen und Kleinstlebewesen und bildet damit gleichsam die Essenz oder Ursuppe des künstlerischen Prozesses, der nun folgt. Unter dem Mikroskop beobachtet sie, was sich im Wasser abspielt, fotografiert und filmt es. Was sich ihr auftut sind Welten, die an kosmische Eruptionen denken lassen – ein Kosmos im Mikrokosmos. So kann es ausgesehen haben, als vor Urzeiten erstes Leben entstand. Die Fotografien, die sie daraus generiert, entstehen aus Montage von neun Bildern und sind von malerischer Schönheit,
die sich einer schlüssigen Zuordnung aber entziehen und so letztlich ihr Geheimnis bewahren.

Dass die Stauden, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, nicht entsorgt, sondern ganz im Gegenteil
prominent in Szene gesetzt werden, gehört zur sorgfältigen Vorgehensweise der Künstlerin. Sind es ja
gerade die Pflanzen mit ihren Samen, welche die Geschichte vom ständigen Werden, Vererben und
Vergehen erzählen. Und so gehört zu jeder fotografischen Arbeit ein kleines Kästchen mit Samen aller
drei Erbsensorten, das potentiellen KäuferInnen mit der Intention mitgegeben wird, diese weiter zu
kultivieren und so den Kreislauf aufrecht zu erhalten.

Michael Nitsch, Mai 2016